Text und Bilder by Lennart Balg

Hey! Mein Name ist Lennart Balg und ich darf in diesem Artikel als Gastautor auftreten, um eine meiner großen Leidenschaften vorzustellen. Persönlich male ich sehr gerne großformatige Acrylbilder der Gegenstandsmalerei sowie der abstrakten Kunst und begebe mich dabei regelmäßig auf die Suche nach neuen Techniken.

Eine Maltechnik beschäftigt mich seit einigen Monaten und hat mich seither nicht mehr losgelassen: Die Rede ist vom sogenannten „Acrylic Pouring“.

Betrachtet man den Suchverlauf nach dem Begriff „Acrylic Pouring“ sieht man schnell, dass dieser Trend erst vor wenigen Monaten so richtig ins Rollen gekommen ist und aktuell keine Anzeichen eines Nachlassens absehbar sind.

Google Trends Statistik vom 19.01.2018 für den Suchbegriff „Acrylic Pouring“

Da die Technik in englischsprachigen Ländern extrem angesagt ist aber nach und nach auch im deutschsprachigen Raum an Popularität gewinnt, habe ich eine umfangreiche Anleitung zum Acrylic Pouring verfasst, in der ich alle wichtigen Informationen dazu behandle.

Die folgenden Zeilen enthalten eine Zusammenfassung, worum es überhaupt geht und worauf man achten muss, wenn man auch Acrylfarben gießen möchte.

Wovon sprechen wir überhaupt und wieso der Hype?

Der Reihe nach. Beim Acrylic Pouring handelt es sich um eine Form von „Fluid Art“, also Kunst, die sich durch besonders fließende Farbverläufe auszeichnet. Auf deutsch übersetzt bedeutet Acrylic Pouring so viel wie „Acrylfarben-Gießtechnik“.

Beim Acrylic Pouring werden Acrylfarben mithilfe von Bindemitteln und Wasser so verändert, dass sich ihre Strömungsfähigkeit erhöht und sie sich gießen lassen. Die Künstlerin oder der Künstler kann nach dem Ausgießen der Farben durch Neigung des Keilrahmens die Komposition des Bildes beeinflussen. So entstehen ganz individuelle Kunstwerke, deren Faszination sich aus unterschiedlichen Motiven ergibt.

Beispielhaft einige Faktoren, die das Acrylic Pouring so besonders machen:

–  Die Ungewissheit über das Endergebnis

–  Die Vielfalt an Möglichkeiten, die Farbe zu beeinflussen

–  Die Schnelligkeit der Bildentstehung

Anders als bei vielen Acrylmaltechniken liegt der Großteil des Erfolgs bei dieser Technik nicht in der minutiösen Ausgestaltung des Kunstwerks, sondern in der durchdachten Vorbereitung der Farbmischungen, den Gießtechniken und einem Auge für Komposition und Farbverläufe.

Eine kurze Einleitung

Jeder, der schon einmal versucht hat, klassische Acrylfarben über den Malgrund fließen zu lassen, wird schnell merken, dass das ohne Zusatzstoffe nicht funktioniert. Aus diesem Grund muss die Viskosität durch Zugabe eines Gießmediums und Wasser herabgesetzt werden. Die Verdünnung ausschließlich mit Wasser ist keine Lösung, da die in der Farbe enthaltenen Pigmente zu stark auseinander gezogen werden würden.

Wenn man sich mit der richtigen Farbkonsistenz vertraut gemacht hat, muss man sich für eine Gießtechnik entscheiden, da sich die Farbzusammensetzungen und Vorgehensweisen einzelner Ausgießtechniken stark voneinander unterscheiden. Während das Acrylic Pouring grundsätzlich keinen starren Regeln folgt, haben sich dennoch etwa eine Handvoll Gießmethoden durchgesetzt, an denen man sich gerade am Anfang orientieren kann. Sie tragen spektakuläre Namen wie „Puddle Pour“, „Dirty Pour“ oder „Flip Cup“ und beschreiben detailliert, wie man bei der Farbzubereitung und beim Ausgießen vorgehen sollte.

Hier sieht man beispielsweise eine „Flip Cup“ auf einer mit weißer Farbe grundierten Leinwand:
https://www.youtube.com/watch?v=ydeVudv6vF4

Obwohl es solche Gießtechniken als Richtschnur zur Orientierung gibt, fallen die Endergebnisse extrem vielfältig aus und unterscheiden ein gelungenes, ansprechendes Bild mit Tiefe von einem chaotischen Bild ohne Wirkung.

Die besten Ergebnisse sieht man bei den Künstlerinnen und Künstlern, die unterschiedliche Farbrezepturen ausprobieren, unterschiedliche Gießtechniken kennen und den Mut haben, die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Farbrezepturen und Gießtechniken zu erkunden.

Meine eigenen Erfahrungen

Nachdem ich recht ausführlich über die Gießtechnik berichtet habe, mir zahlreiche Videos zu den Techniken angesehen habe und in regem Kontakt zu einigen Gießkünstlerinnen und -künstlern stehe, hat mich die Faszination auch gepackt.

Dazu habe ich einen bespannten Keilrahmen aus dem Keller gekramt, den ich schon einmal bemalt habe als ich etwa zehn Jahre alt war. Seitdem sammelte das Bild statt interessierter Blicke nur eine dicke Staubschicht. Da beim Acrylic Pouring recht große Mengen deckender Farbmischungen auf das Bild gegossen werden, drückt sich das alte Motiv nicht durch, sondern verschwindet vollständig unter dem neuen Motiv.

Das Set-up zum Acrylic Pouring sah wie folgt aus:

Nach der Zubereitung der Farben und dem Gießvorgang wurde aus dem zuvor mosaikartigen Bild folgendes kreatives Etwas:

Okay, zugegebenermaßen nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte. Aber hierbei handelt es sich um meinen allerersten Versuch. Ich wusste, dass es Zeit für die Nachbereitung und eine aktivere Einflussnahme auf die Gestalt des Bildes war. Nach einigen Minuten des Ausprobierens dann folgendes Ergebnis:

Fazit zum ersten eigenen Guss

Die Vorbereitung macht Spaß, das Gießen und Bearbeiten des Bildes noch mehr. Zu sehen, wie sich die unterschiedlichen Farbschichten gegenseitig beeinflussen, hat durchaus eine faszinierende Wirkung.

Bei meinen kommenden Versuchen werde ich versuchen, stärkere Farbakzente zu setzen, größere Kontraste zu erschaffen und auf größeren Leinwänden mit der Gesamtbildkomposition zu arbeiten. Außerdem werde ich sicherlich unterschiedliche Rezepturen und Gießtechniken ausprobieren, um herauszufinden, welche Vorgehensweise meinen Geschmack am meisten trifft.

Wie bei allen Formen der abstrakten Kunst ist das entstehende Werk reine Geschmackssache. Am besten lässt sich die Faszination selbst erfahren, indem man es selbst ausprobiert.